Ganze 70 Prozent des weltweit gewonnenen Naturkautschuks wird für die Herstellung von Reifen verwendet. Diese enthalten heute zwar auch synthetischen Gummi, aber verzichtbar ist das Naturprodukt deshalb bis heute nicht. Denn nur die natürliche Variante behält auch bei starker Belastung ihre Form. Deshalb wird bei bestimmten Produkten wie Flugzeugreifen bis heute ausschließlich auf die natürliche Variante zurückgegriffen.
Der lange Weg vom Kautschuk zum Gummi
Heute wird Kautschuk hauptsächlich in Asien produziert. Thailand, Indonesien und Malaysia machen hier den größten Teil aus, während das Ursprungsland des Kautschuks, Brasilien, kaum noch in der Statistik auftaucht. Im Prinzip hat sich die Methode der Kautschukgewinnung seit Jahrhunderten nicht geändert, denn schon die Maya kannten das Prinzip und nannten die Pflanze ‚weinender Baum‘. Schon im 16. Jahrhundert beschichteten sie Textilien mit dem Kautschuksaft und machten sie damit wasserabweisend.
Aber bis Naturkautschuk zu Gummi verarbeitet werden konnte, sollten noch ein paar Jahre vergehen. Denn das Material war für die Weiterverarbeitung nicht geeignet. Nach zahllosen Experimenten mit wechselndem Erfolg erhitzte der US-amerikanische Chemiker Charles Goodyear Kautschuk zusammen mit Schwefel. Erst dieser Prozess der Vulkanisation, brachte als Ergebnis ein Material, das bei Temperaturschwankungen elastischer und stabiler war – das, was wir heute als Gummi kennen.
Ernte und Weiterverarbeitung
Die Ernte des Kautschuksaftes läuft im Prinzip allerdings heute so ab wie seit vielen Jahren: Häufig handelt es sich bei Kautschukplantagen um kleinbäuerliche Betriebe mit einer Anbaufläche von weniger als drei Hektar. Das Anlegen einer neuen Plantage ist eine zeitaufwändige Angelegenheit, denn neue gepflanzte Bäume liefern erst nach sieben Jahren Erträge ab.
Auf den Plantagen wird die Milch des Kautschukbaums durch regelmäßiges Anritzen der Rinde durch Zapferinnen gewonnen. Der austretende Milchsaft wird in Schalen aufgefangen. Dieser Vorgang wird etwa alle drei Tage wiederholt, was die Ernte zu einer arbeitsintensiven Angelegenheit macht. Anschließend wird das Rohmaterial an Zwischenhändler geliefert und von da ab an die verarbeitende Industrie weitergegeben. Von da ab geht der Kautschuk in Form von Gummi an die Automobil- wie auch die Reifenindustrie.
Moderne Konzepte für die Kautschukindustrie
Groß-industrielle Kautschukplantagen haben mitunter verheerende Folgen für die Umwelt. Zwar setzt die Branche teilweise auf ökologisch vertretbare Produktion, das gilt aber sicher nicht für alle Anbieter des Rohstoffs. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, in dieses Naturprodukt zu investieren – ähnlich wie das bei Edelmetallen bereits der Fall ist. Das Düsseldorfer Unternehmen Timberfarm zum Beispiel bietet Investments in Kautschuk als Vermögensanlagen an, die eine Laufzeit an der Wachstumszeit der Bäume orientiert.