Seit wenigen Jahr gilt in der EU eine neue Vorschrift: Bei bestimmten Einweg-Getränkeflaschen muss der Deckel fest mit der Flasche verbunden sein. Der Hintergrund ist ein Umweltschutzgedanke. Zu viele Plastikdeckel landeten in der Natur, wurden achtlos weggeworfen oder gingen im Recyclingprozess verloren. Die neue Regel soll sicherstellen, dass Deckel und Flasche gemeinsam im Recycling landen. Doch was gut gemeint ist, stößt in der Bevölkerung auf gemischte Gefühle. Besonders bei kohlensäurehaltigen Getränken fällt auf, dass der Deckel beim Trinken stört, ständig gegen die Nase schlägt oder unpraktisch im Weg hängt. Für viele ein Ärgernis, das beim gemütlichen Trinken stört und den Genuss mindert.
Eine aktuelle Umfrage belegt, dass sich ein erheblicher Teil der Verbraucherinnen und Verbraucher über die fest verbundenen Deckel ärgert. Das Design wird als unhandlich empfunden, manche sagen sogar, es wirke billig oder notdürftig. Gerade Menschen, die unterwegs aus der Flasche trinken – beim Sport, im Auto oder auf Reisen – empfinden die Konstruktion als unpraktisch. Der Deckel lässt sich oft nur schwer vollständig zurückklappen, bleibt irgendwo zwischen offen und geschlossen hängen und macht das Trinken unnötig kompliziert. In vielen Fällen wird kurzerhand versucht, den Deckel doch abzureißen, was aber mit Kraft und Geschick geschehen muss – und dabei genau das umgeht, was die Regelung eigentlich verhindern will.
Diese technische Umstellung wirkt sich in manchen Fällen tatsächlich auf das Konsumverhalten aus. Einige Konsumenten greifen seltener zur Flasche, besonders bei Getränken, die sie sonst häufig unterwegs gekauft haben. Andere berichten, dass sie lieber gleich zur Dose oder zur Glasflasche greifen, wo es das Problem mit dem Deckel nicht gibt. Auch wird beobachtet, dass Menschen wieder vermehrt auf Mehrwegflaschen oder Trinkflaschen aus Edelstahl oder Glas umsteigen, die sich zuhause oder unterwegs besser handhaben lassen. Es scheint, dass eine kleine technische Änderung an einem Alltagsprodukt durchaus größere Folgen haben kann – zumindest kurzfristig. Ob sich daraus ein dauerhafter Wandel ergibt, bleibt abzuwarten.
Man kann sich fragen, ob diese Neuerung wirklich der beste Weg ist, um Umweltprobleme zu lösen. In der Vergangenheit wurde bei ähnlichen Vorstößen – etwa bei Plastiktüten oder Strohhalmen – der Widerstand zunächst laut, bis sich die neuen Lösungen mit der Zeit durchsetzten. Auch diesmal wird sich zeigen, ob der fest verbundene Deckel zur neuen Normalität wird oder ob Hersteller und Gesetzgeber nachbessern müssen. Die Trinkgewohnheiten der Menschen sind tief verwurzelt, geprägt durch Jahrzehnte der Bequemlichkeit. Eine Änderung mag notwendig sein – aber sie muss alltagstauglich bleiben. Sonst riskiert man, dass aus guter Absicht ein weiterer Fall bürokratischer Wirklichkeitsferne wird.