Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Branchen zunehmend an Bedeutung, und auch die Finanz- und Versicherungsbranche bleibt davon nicht unberührt. Die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten und -dienstleistungen steigt, da viele Kunden mittlerweile Wert auf klimafreundliche und soziale Aspekte bei der Geldanlage legen. Für Versicherungsvermittler und Finanzmakler bedeutet dies, dass sie die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden berücksichtigen sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings ist das Abfragen dieser Präferenzen derzeit für viele Makler wenig attraktiv. Dies hat vor allem bürokratische Gründe, die den praktischen Nutzen von Nachhaltigkeitsstrategien erheblich einschränken.
Ein Hauptproblem besteht in der hohen bürokratischen Belastung, die mit der Integration von Nachhaltigkeitskriterien einhergeht. Um den europäischen und nationalen Vorschriften zu entsprechen, sind Makler gezwungen, umfangreiche Informationen über die Nachhaltigkeitsziele ihrer Kunden zu sammeln, zu dokumentieren und regelmäßig zu aktualisieren. Dazu zählen beispielsweise die Präferenzen der Kunden bezüglich ökologischer, sozialer und unternehmensethischer Kriterien (Environment, Social und Governance, kurz ESG-Kriterien). Der Umfang dieser Abfragen und Dokumentationen ist jedoch enorm, und die damit verbundenen bürokratischen Anforderungen wirken oft abschreckend. Viele Makler klagen über die zusätzlichen Arbeitsaufwände, die durch diese gesetzlichen Anforderungen entstehen, und darüber, dass sie die eigentliche Beratungsleistung erschweren oder sogar verhindern.
Darüber hinaus führt die Bürokratie zu einer gewissen Unsicherheit im Berufsalltag der Makler. Da die gesetzlichen Vorschriften oft schwer verständlich und komplex sind, besteht die Gefahr, Fehler zu machen, die rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Der bürokratische Aufwand erfordert zudem Investitionen in Schulungen und Weiterbildung, damit Makler die gesetzlichen Anforderungen korrekt umsetzen können. Dies stellt vor allem für kleinere Maklerbüros, die über begrenzte Ressourcen verfügen, eine große Belastung dar. Der bürokratische Aufwand lenkt die Aufmerksamkeit und Zeit der Makler von der eigentlichen Kundenberatung ab, was letztlich auch die Effizienz der Beratung mindern kann. Die Folge ist, dass die Bürokratie die Nachhaltigkeit bremst, anstatt sie zu fördern. Viele Makler entscheiden sich daher, ihre Nachhaltigkeitsstrategien nur zögerlich umzusetzen, weil sie den Aufwand als unverhältnismäßig empfinden. Statt einen echten Mehrwert zu schaffen und den nachhaltigen Wandel aktiv mitzugestalten, sind Makler oftmals dazu gezwungen, einen erheblichen Teil ihrer Zeit in bürokratische Prozesse zu investieren. Die Nachhaltigkeit leidet darunter, weil durch die übermäßigen Regelungen die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema untergraben wird.
Um die Situation zu verbessern, wäre es wünschenswert, die Bürokratie rund um die Nachhaltigkeitspräferenzen zu reduzieren und die Prozesse für Makler zu vereinfachen. Hier könnten schlankere Verfahren und klare Richtlinien dazu beitragen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Beratung leichter und attraktiver wird. Wenn Makler mehr Freiraum und Unterstützung in der Umsetzung nachhaltiger Strategien erhalten, könnten sie ihre Kunden besser über die Vorteile nachhaltiger Investments informieren und somit einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten. Letztlich würde davon nicht nur die Branche selbst, sondern die gesamte Gesellschaft profitieren, da eine breite Akzeptanz und Umsetzung nachhaltiger Finanzprodukte einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben könnte.