Künftig wird auf die Kriterien Umwelt (Environment), soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Good Governance) – kurz ESG – noch stärker geachtet. Es müssen jetzt Taten folgen. Beim Thema Klimarisiken wird das zum Beispiel deutlich gemacht. Über 400 Unternehmen, die besonders energieintensiv arbeiten wurden bei einer Studie in den USA angeschaut. Weil einige Konzerne keine großen Fortschritte beim Klimathema erreicht haben wurden 244 Konzerne dabei angemahnt. Bei 53 Unternehmen wurde sogar ein Gütesiegel verwehrt.
Bei der Offenlegung der Klimarisiken wurden auch Unternehmen in Deutschland wegen mangelnder Fortschritte nicht entlastet. Das bekommen die Deutschen Unternehmen durch die härtere Gangart der Amerikaner in Sachen Klimaschutz zu spüren.
Immer mehr große Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds, Vermögensverwaltungsgesellschaften nutzen ihre Marktmacht und erhöhen den Druck der nachhaltigen Entwicklung der Unternehmen.
Klimarisiken sind immer Anlagerisiken. Das Credo ist, dass diejenigen, die dieses Klimarisiko berücksichtigen, letztendlich bessere Renditen erzielen werden. Auch die Pandemie durch das Covid-19-Virus sollte die Anstrengungen für den Klimaschutz nicht vernachlässigen. Wegen der Coronakrise sollten sich die Unternehmen nicht zurücknehmen. Es darf beim Abbau der Nachhaltigkeits- und Klimarisiken keine Ruhepause geben.
Bei Nichtbeachtung kann diese zu Reputationsschäden für die betroffenen Unternehmen führen. Wenn z.B. veröffentlicht wird, dass ein bestimmtes Unternehmen die Entlastung wegen mangelnder Anstrengungen beim Klimaschutz verweigert. Die Zahl der ESG-konformen Indexprodukte wächst stetig. Deshalb ist es immer wichtiger für die Unternehmen, den Anforderungen gerecht zu werden.
Die Amerikaner sind nicht allein in ihren Bemühungen, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Deutsche Fondsgesellschaften haben sich früher für mehr Umweltschutz eingesetzt. Dieses Engagement spiegelt sich auch in der Saison der deutschen Hauptversammlungen 2020 wider.
Die Hauptversammlungen haben sehr deutlich gemacht, dass die ESG auf der Tagesordnung steht. Es wird erwartet, dass der Klimawandel einen zunehmenden Einfluss auf die Unternehmensbewertung haben wird. Kohlekraftwerke und Verbrennungsmotoren sind keine langfristig nachhaltigen Geschäftsmodelle. Daher muss eine gesellschaftspolitische Linie für eine Welt mit wenig oder keinen fossilen Brennstoffen festgelegt werden.
Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung bewerten auch die Risiken und Auswirkungen, die sich aus der Umweltentwicklung ergeben oder damit zusammenhängen. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil des Dialogs mit den Unternehmen. Ein Beispiel eines großen deutschen Automobilherstellers zeigt, wie klar und eindeutig die Aussage des Vermögensverwalters auf der Hauptversammlung ist. Falsche Produktrichtlinien können zu einem signifikanten Anstieg der Kohlendioxidemissionen auf 136 Gramm pro Kilometer führen, was ein großes Reputationsrisiko darstellt und zusätzliche Belastungen verursachen kann.
Gleichzeitig widersprechen die CO2 – Ziele der deutschen Politik dem dauerhaften Betrieb der Braunkohleproduktionskapazität. Braunkohlewerke, die bis in die 2030er Jahre weiter betrieben werden erhöhen die rechtlichen und Reputationsrisiken der Energieversorger.
Neben den Klimarisiken haben angesichts der Covid-19-Pandemie soziale Probleme für Investoren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit dem Aufkommen der Coronakrise stehen nun soziale Themen im Mittelpunkt. Ratingagenturen widmen sich immer mehr dem “S” in den ESG Kriterien. Wie reagiert das Unternehmen während der Pandemie auf die Belegschaft? Dürfen Mitarbeiter entlassen werden? Dies sind nur einige Fragen, die eine Rolle spielen und letzten Endes Einfluss auf die Bewertung der Unternehmen hat. Da diese Bedeutung für Anleger so interessant ist, bemühen sich die Firmen vermehrt darum, die Standards zu verbessern.