Die Strategen der Finanzwelt sehen in Anleihenfonds weiteres Kurspotenzial. Steigende Kurse bei niedrigen Marktzinsen lautet hier das Stichwort. Bei sehr langfristigen Anleihen ist dieser Effekt besonders stark. Nimmt man hier das Beispiel der 100-jährigen österreichischen Staatsanleihe, lag der Kurs bis zur Covid-19-Pandemie alleine dieses Jahr um zwei Drittel zu. Dieser Rückschlag durch die “Corona Schockwochen” ist zwar bitter, jedoch kann man beim Zwei Jahresrückblick sehen, dass die ultralange österreichische Anleihe sich fast verdoppelt hat.
In den vergangenen Jahren legten Investoren hohe Summen an, Sie profitieren von steigenden Kursen und höheren Zinsen, weil Sie sich bei den erstklassigen Adressen mit geringeren Renditen zufriedengeben wollten. Lange Zeit war das auch erfolgreich.
Der Krisenmonat März jedoch schadete dem Bodensegment immens. Der Ansturm der Renditejäger hatte zuvor die Kurse in überzogene Höhen getrieben und nun stiegen die Anleger durch den Corona-Schock aus allen Vermögensformen, aus was durchschnittlich die Fonds über 9% in die Tiefe schlittern ließ.
Wie viel Risiko dennoch eingegangen wurde, zeigt der direkte Vergleich mit erstklassigen Staatsanleihen. Der Unterschied der Fondsgruppen für Firmen mit guten Ratings, die ca. 2,5% im laufenden Jahr verloren, zu den besten Staatspapieren, die 6,6 % Zulagen, ist eklatant. Insgesamt ist die Anlage mit Bonds recht schwierig geworden. In den Vorjahren war mit einer Rendite von etwas über einem Prozent zu rechnen, wo Sie in den ersten 4 Monaten des laufenden Jahres 2,5 Prozent verloren.
Das macht das Geschäft mit Firmenanleihen mit guten Ratings aber wieder interessanter, da die Kurseinbrüche nun zum Kauf verleiten. Bei hoch risikobehafteten Titeln ist die Wahrscheinlichkeit recht gering, dass der Staat im Ernstfall eingreife und die Pleite verhindert. Hierzu zählen z.B. die Staatsanleihen von Schwellenländern wie Argentinien, Libanon oder Venezuela. Hier ist das Risiko zu groß, da durch die Rezession Ausfälle recht wahrscheinlich werden. Vor allem für den Euro-Anleger bedeutet das Verluste, da die Notenbanken dieser Länder die Wertung ihrer Währung heruntersetzen, um die Exporte des Landes zu stützen.
Das Fazit daraus ist schwierig, da kein Anbieter von Staatsanleihen eine Glaskugel besitzt. Die Analysten raten zum Kauf von passiven, börsengehandelten Indexfonds, bekannt unter dem Namen ETF. Da diese nur eine 0,2 prozentige Jahresgebühr verlangen, wohingegen aktiv verwaltete Fonds mehr als 1 Prozent Gebühr verlangen. Aber auch hier muss sich der Anleger entscheiden, ob er ein Risiko eingeht, um höhere Erträge zu erwirtschaften oder eine sichere Anlage bevorzugt, um hier einen Puffer zu haben.
Anleihen aus Schwellenländern oder auch schlecht bewertete Firmen werden hingegen interessant für Renditejäger. Auf dem Papier sind hier bis zu 6 % Rendite möglich, allerdings kann das auch komplett nach hinten losgehen. D.h. im Umkehrschluss, dass man sehr genau überlegen muss, wofür man die Anleihen einsetzen möchte, um dann die richtige Auswahl zu treffen. Hier spielt auch der Unterschied zwischen Fonds und Direktanlage eine übergeordnete Rolle. Die Kosten sollte man immer im Blick halten, vor allem als Privatanleger, die durch Anlagen auf Festgelder oder Tagesgeldkonten den Minuszins versuchen zu vermeiden. Timberfarm rät daher nicht zu spekulativ zu handeln.