Bio, Fitness, Abfallvermeidung und Veganismus: Bewusste, nachhaltige Lebensstile erfreuen sich seit vielen Jahren einer beispiellosen Beliebtheit. Dieser Trend hat sich auch auf das Anlageverhalten vieler Anleger ausgewirkt: Laut einer Studie stiegen die nachhaltigen Investitionen in Deutschland im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 23 % auf fast 270 Milliarden Euro. Es sind nicht mehr nur Investoren, die ihr eigenes Geld ökologisch und moralisch investieren wollen, wie Kirchen oder Stiftungen, sondern auch Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds und Privatinvestoren.
Der Begriff „nachhaltige Investition“ (oder englisch: sustainable investments) hat keine rechtliche Definition oder zumindest keine einheitliche Definition. Es wird jedoch allgemein angenommen, dass die Merkmale dieser Art von Investition nicht nur auf den klassischen Kriterien Sicherheit, Rentabilität und Liquidität beruhen, sondern auch auf ökologischen, sozialen und ethischen Aspekten. Die Abkürzung für ESG ist international etabliert (Umwelt, Soziales und Regierungsführung). Dies bedeutet, dass es alle möglichen Varianten von „nachhaltigen“ Finanzprodukten gibt: zum Beispiel grüne Sparbücher, grüne Anleihen, nachhaltige (thematische) Fonds oder grüne Indexfonds (ETFs).
Allerdings sind nicht alle glänzenden Dinge auch wirklich “grün”. Für viele Unternehmen oder Emittenten ist das Label „nachhaltig“ lediglich eine Marketingstrategie. Moral und Ethik sind nicht der Punkt. Weil viele Menschen wissen, dass diejenigen, die sich überhaupt nicht an die Grundsätze nachhaltiger Investitionen halten, den Verlust des Ansehens oder der politischen Unterstützung in Betracht ziehen müssen. Einige Unternehmen führen daher ein sogenanntes Greenwashing durch, um in der Öffentlichkeit positiv dazustehen.
Anleger können bei der Suche nach nachhaltigen Anlagen unterschiedliche Ansätze verfolgen. Der „Best-in-Class“ Ansatz stellt die wenigsten Anforderungen: Es gibt keine Einschränkungen hinsichtlich der Branche, des Standorts oder der Geschäftspraktiken des Beteiligungsunternehmens. Sie können beispielsweise auch in Öl- oder Energieunternehmen investieren, die Kernkraftwerke besitzen. Die einzige Voraussetzung ist, dass sie in Bezug auf ökologische oder ethische Standards die repräsentativsten Unternehmen in ihren jeweiligen Branchen sind.
Eine andere Strategie besteht darin, Ausschlusskriterien festzulegen: Sie investieren nicht in Unternehmen, die in bestimmten Geschäftsbereichen Geld verdienen (fossile Brennstoffe, Kernenergie), oder in Unternehmen, die bestimmten Geschäftspraktiken folgen (Kinderarbeit oder jede Art von Produktion, die nicht gut für die Umwelt ist), oder Menschen in bestimmten Ländern / Regionen halten sich nicht an internationale Verträge oder respektieren die Menschenrechte nicht. Diese Bedingungen schränken Ihren Investitionsumfang ein und schließen bestimmte Unternehmen und Staaten aus.
Die dritte Option besteht darin, einen Auswahlprozess anstelle eines Ausschlussprozesses zu verwenden. Diese Methode ist die komplizierteste. Denn Investoren müssen gezielt nach sogenannten Impact Investments suchen, nämlich nach Unternehmen, Organisationen und Fonds, die nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch soziale und ökologische Auswirkungen erzielen möchten. Es stellt sich die Frage: Wo soll man nachhaltig Investieren? Wenn Sie nach Bio-Gemüse suchen, können Sie mittlerweile in Reformhäuser oder in fast jeden traditionellen Supermarkt gehen. Es ist ähnlich wie bei nachhaltigen Anlagen: Einerseits gibt es „grüne“ Banken, aber jetzt können Sie auch viele nachhaltige Finanzprodukte von traditionellen Banken und Anlageberatern erhalten.
Anleger müssen sich jedoch bewusst sein, dass möglicherweise keine hundertprozentige ethische Investition erfolgt. Nehmen Sie einen großen Autobauer für elektrische Fahrzeuge als Beispiel: Wer in einen führenden Elektroautohersteller investiert, kann den Wandel hin zu nachhaltigeren Transportmöglichkeiten und geringeren Emissionen vorantreiben. Gleichzeitig wird (noch) viel Energie bei der Herstellung von Batterien für Fahrzeuge verbraucht. Dies ist wiederum umweltschädlich.