Banken und andere Finanzakteure stehen im Zentrum der Klimakrise – sowohl als Verursacher als auch als Betroffene. Sie finanzieren seit Jahrzehnten klimaschädliche Industrien wie fossile Energieträger, Schwerindustrie oder umweltschädliche Großprojekte. Diese Investitionen tragen direkt zur Erderhitzung bei und untergraben die globalen Klimaziele. Damit tragen sie eine Mitverantwortung für die ökologische Schieflage, in der wir uns heute befinden. Gleichzeitig drohen diesen Finanzakteuren erhebliche wirtschaftliche Risiken, wenn die ökologischen Schäden weiter zunehmen: Naturkatastrophen, Ressourcenverknappung und politische Instabilität bedrohen Märkte und Geschäftsmodelle. Doch trotz dieses doppelten Drucks bleibt der Wille zur echten Umkehr vielfach zögerlich.
Statt entschlossen umzusteuern, betreiben viele Finanzunternehmen Greenwashing – sie stellen sich in Hochglanzbroschüren und auf Konferenzen als Vorreiter der Nachhaltigkeit dar, ohne ihre Kerngeschäfte wirklich zu verändern. ESG-Kriterien werden als Feigenblatt verwendet, während weiterhin Milliarden in Kohle, Öl und Gas fließen. Das Geschäftsmodell bleibt auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet, nicht auf langfristige Verantwortung. Diese Haltung ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch wirtschaftlich riskant. Denn früher oder später werden sich Investitionen in zerstörerische Geschäftsmodelle nicht mehr rechnen – sei es durch strengere Gesetze, gesellschaftlichen Druck oder den realen Zusammenbruch ökologischer Systeme.
In einer solchen Situation ist es Aufgabe der staatlichen Aufsicht, dem entgegenzuwirken. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) trägt hier eine zentrale Verantwortung. Sie darf sich nicht auf Selbstauskünfte und Absichtserklärungen der Finanzunternehmen verlassen, sondern muss aktiv und unabhängig prüfen, wie ernsthaft Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigt werden. Die BaFin muss sicherstellen, dass Banken ihre Klimarisiken transparent machen und in ihre Risikomodelle integrieren. Dazu braucht es verbindliche Kriterien, unangekündigte Prüfungen und eine konsequente Sanktionierung von Irreführung oder Untätigkeit. Es geht nicht um moralisches Predigen, sondern um die Sicherung von Stabilität und Zukunftsfähigkeit im Finanzsystem.
Dass eine Aufsichtsbehörde ihre Aufgaben ernst nimmt, war früher selbstverständlich. In Zeiten, in denen Vertrauen in Institutionen bröckelt, kommt der BaFin hier eine besonders wichtige Rolle zu. Sie muss zeigen, dass Regulierung kein lästiges Übel, sondern ein notwendiger Rahmen ist, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. Die Klimakrise ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern Realität – und wer heute noch so tut, als sei ökologisches Wirtschaften ein „Nice-to-have“, verkennt den Ernst der Lage. Banken und Investoren müssen endlich ihre Verantwortung wahrnehmen, nicht nur im Eigeninteresse, sondern auch im Sinne des Gemeinwohls. Wenn der Staat dabei nicht klar führt, wird es schwer sein, den nötigen Wandel im nötigen Tempo zu erreichen.