In solchen Zeiten, in denen selbst hartgesottene Marktbeobachter die Stirn runzeln, liegt ein gewisser Ernst in der Luft, den man nicht einfach wegdiskutieren kann. Wenn eine Institution wie die Bundesbank davon spricht, dass abrupte Marktpreiskorrekturen wahrscheinlicher werden, dann erinnert das an frühere Phasen, in denen man ähnlich mahnende Töne hörte – etwa vor der Jahrtausendwende oder kurz vor der großen Finanzkrise. Damals wie heute wurde viel über Innovation, über neue Paradigmen und über Märkte gesprochen, die angeblich nicht mehr so funktionieren würden wie früher. Doch am Ende setzten sich stets die alten Regeln durch: Was zu schnell zu stark steigt, findet irgendwann seinen Weg zurück auf den Boden. Und während viele Anleger hoffen, dieses Mal könnte es anders sein, ist die Geschichte selten großzügig gegenüber solchen Hoffnungen.
An der Wall Street wiederum, wo man seit jeher ein Gespür für Übertreibungen pflegt, werden die warnenden Stimmen lauter. Wenn ein erfahrener Bankchef wie Jamie Dimon davon spricht, dass zahlreiche Vermögenswerte auf dem Weg in ein Blasen-Territorium seien, dann klingt das nach jemandem, der schon einige heiße Phasen überstanden hat und weiß, wie rasch Euphorie kippen kann. Natürlich gab es dort immer auch Übertreibung, das gehört zum Geschäft, aber die Kombination aus niedriger Risikowahrnehmung, hohen Bewertungen und allgegenwärtigem Optimismus erinnert an jene Momente, in denen die alten Hasen lieber etwas Abstand gewinnen. Man muss kein Pessimist sein, um das Geschehen kritisch zu betrachten; es reicht der nüchterne Blick dessen, der erlebt hat, wie schnell glänzende Geschichten verblassen.
In diesem Umfeld stellt sich unweigerlich die Frage, ob die aktuell so viel diskutierte KI-Blase ebenfalls Gefahr birgt. Wenn man die rasante Entwicklung betrachtet – die explosionsartigen Kursanstiege bei bestimmten Unternehmen, die massiven Investitionen und die teils überschwänglichen Versprechen – dann wird klar, dass wir es nicht mit einem gewöhnlichen Trend zu tun haben. Das erinnert an frühere technologische Umbrüche, bei denen die tatsächlichen Fortschritte zwar real waren, die Bewertungen aber viel schneller gestiegen sind als die Gewinne, die man am Ende wirklich erwirtschaften konnte. Früher hätte man gesagt: Man soll das Pferd nicht vor dem Pflug spannen. Und doch scheint genau das gerade vielerorts zu passieren.
Das macht die Situation aber nicht automatisch gefährlich – nur eben fragil. Eine Blase wird erst dann zur Bedrohung, wenn zu viele glauben, dass sie gar keine ist. KI hat ohne Zweifel enormes Potenzial, und langfristig kann sich vieles davon auszahlen. Doch wie immer gilt: Was sich nicht durch solide Erträge, funktionierende Geschäftsmodelle und geduldiges Wachstum trägt, fällt irgendwann in sich zusammen. Die Vorsicht, zu der Experten derzeit raten, folgt dieser alten, bewährten Einsicht. Wer die historischen Muster ernst nimmt, der weiß: Man muss nicht Angst haben – aber man sollte Respekt vor dem Zyklus haben.







