Covid-19 trifft viele hart. Wie lang die tiefe Rezession anhalten wird, kann niemand sagen. Griechenland war gerade im Begriff sich von der längsten Finanzkrise nach 1945 zu erholen, als die Corona Pandemie Einzug erhielt.
Anleger sind scheinbar anderer Meinung. Der Anfang der Covid-19 Krise ist den Staatsanleihen kaum noch anzumerken. Zwischenzeitlich konnte man eine Rendite von vier Prozent bei den Zehnjährigen Bonds erzielen. Momentan liegt diese nur noch bei 1,1 Prozent.
Was dem griechischen Bondmarkt guttat, war die Aussage der EU-Kommission, dass man zwar eine tiefere Rezession erwartet als zwischenzeitlich angenommen, lt. der EU-Kommission könnte es für Griechenland jedoch einen glimpflichen Ausgang als in Italien, Frankreich oder Spanien geben. In Zahlen heißt das, man erwarte eine Senkung von nur noch 9% statt 9,7% Wirtschaftsleistung als bei der vorherigen Prognose.
Dies hatte wiederum zur Folge, dass der Kurs weiter einbrach, von 1,18 auf 1,10 Prozent. Der zehnjährige Hellas Bonds kommt nah an das Jahrestief von 0,94 Prozent (letztlich erreicht im Februar 2020) ran. Schlechter stand die Rendite seit der Einführung des Euros 2001 in Griechenland nie da.
Dennoch kann man behaupten, dass durch den Aufkauf der EZB im Zuge des Corona-Notfallprogramms die griechischen Bonds von der Lage profitieren. Verwunderlich, wo doch die Ratingagenturen gerade diese Anleihen als Plunder einstufen.
Obwohl die Staatsanleihen Italiens mit dem Prädikat “Lower medium grade” im Durchschnitt als gute Anlage bewertet werden, sind die griechischen Papiere gefragter. Das könnte daran liegen, dass man beim Corona Aufbauprogramm der EU-Kommission Griechenland das größte Stück vom Kuchen, d.h. 33 Milliarden Euro von 750 Milliarden Euro insgesamt, zusagt. Außerdem ist das Krisenmanagement in Griechenland effektiver als im direkten Vergleich mit Italien. Die Infektionszahlen der Covid-19-Pandemie sind im Vergleich zu anderen Ländern gering. Auch Experten sehen neue Potenziale in Griechenland, auch durch die Mithilfe des Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, der Privatisierungen und Strukturreformen auch in der Corona-Krise vorangetrieben hat.
Dadurch zeigt das Land auch einen festen Stand in der Politik, was auch durch eine breite Zustimmung der Bevölkerung, attestiert durch Meinungsforscher, gezeigt wird. In Italien regiert da eher die Unsicherheit. Das Zusammenspiel dieser Faktoren macht die griechischen Bonds interessanter, obwohl 2020 die Schuldenquote lt. Vorhersagen auf 200 % steigen wird im Vergleich zum Vorjahr 176,6 %.
Da aber ca. 80 % der griechischen Staatsschulden in den Händen von Euro Stabilitätsfonds ESM und EFSF und somit in den Händen öffentlicher Gläubiger liegen, zählt das für die Anleger als eine potenzielle Ausfallversicherung. Ein öffentlicher Gläubiger kann sich nicht von dem Land distanzieren oder es gar fallen lassen.
Trotzdem sind die Hellas Anleihen risikobehaftet. Verzögert sich das Aufbauprogramm der EU-Kommission oder es kommt ein unerwarteter Anstieg der Infektionen durch den Aufschwung im Tourismus und dem Öffnen der Grenzen, könnte das Aufbauprogramm unter Druck geraten und somit die Kursschwankungen weiter vorantreiben. Zusätzlich könnten sich die “sparsamen Vier” Dänemark, Niederlande, Österreich und Schweden als Koalition für den Widerstand gegen das Aufbauprogramm der EU-Kommission stellen und auch hier die Zahlen ins Wanken bringen.