Die Herausforderung, die Klimaziele zu erreichen, wird zunehmend von einer bitteren Erkenntnis begleitet: Der Investitionsbedarf übersteigt bei weitem die aktuellen Anstrengungen. Forschende weisen eindringlich auf eine erhebliche Finanzierungslücke hin, die zwischen 60 und 100 Milliarden Euro jährlich allein in Deutschland liegt. Diese Zahlen belegen, dass es mit Absichtserklärungen und politischen Sonntagsreden nicht getan ist. Es braucht konkretes Handeln, entschlossene Weichenstellungen und vor allem: Geld. Denn ohne ausreichende finanzielle Mittel lässt sich der notwendige Wandel nicht bewerkstelligen. Jahrzehntelang hat man in fossile Infrastrukturen investiert, Straßen gebaut, Kohlekraftwerke subventioniert und dabei versäumt, gleichzeitig die Grundlagen für eine nachhaltige Zukunft zu legen. Nun rächt sich diese einseitige Ausrichtung. Was fehlt, ist nicht nur Kapital, sondern auch eine politische Ordnung, die gezielt in den Umbau investiert.
Die Universität Witten/Herdecke und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung haben konkrete Ansätze erarbeitet, wie Politik steuernd eingreifen kann. Es reicht nicht aus, grüne Projekte zu fördern – klimaschädliche Investitionen müssen aktiv entmutigt, wenn nicht gar unmöglich gemacht werden. Es braucht einen klaren politischen Rahmen, der fossile Wirtschaftsweisen finanziell unattraktiv macht und Investoren in die grüne Richtung lenkt. Steuervergünstigungen für fossile Energien müssen konsequent abgebaut werden. Gleichzeitig sollten Anreize geschaffen werden, die private Investitionen in nachhaltige Technologien und Infrastrukturen belohnen. Solange sich das umweltschädliche Verhalten wirtschaftlich lohnt, wird es keine wirkliche Wende geben. Die bisherigen Instrumente wie CO₂-Bepreisung, Förderprogramme oder regulatorische Auflagen müssen präziser, konsequenter und durchsetzungsfähiger werden.
Der Staat spielt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Öffentliche Investitionen in die grüne Transformation müssen massiv erhöht werden. Es kann nicht nur auf die Privatwirtschaft vertraut werden, denn diese folgt oft kurzfristigen Renditeerwartungen und scheut große Risiken. Der Umbau zur dekarbonisierten Wirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelingt, wenn der Staat als aktiver Investor auftritt. Infrastruktur, Energieversorgung, Wohnungsbau, Verkehr – all diese Bereiche brauchen eine ökologische Generalüberholung, und das kostet. Doch die Investition in eine nachhaltige Zukunft ist letztlich günstiger als die Folgekosten der Klimakrise. Es geht nicht um Wohltätigkeit oder symbolische Politik, sondern um ökonomische Vernunft. Der Staat muss dort einspringen, wo der Markt versagt – das war schon immer seine Aufgabe.
Die Geschichte zeigt: Große Transformationen waren nie billig, aber notwendig. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, die Industrialisierung oder die deutsche Einheit – all das erforderte entschlossene öffentliche Mittel und klare politische Führung. Warum also sollte es heute anders sein? Die Mittel sind vorhanden, die Konzepte liegen auf dem Tisch, es fehlt allein der Mut zur Umsetzung. Es wird Zeit, dass Politik nicht länger auf Sicht fährt, sondern endlich die Verantwortung übernimmt, die sie sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat. Wenn wir die Finanzierungslücke nicht schließen, werden wir die Klimaziele verfehlen – und das wäre ein Versäumnis, das kommende Generationen teuer bezahlen müssten.