Das Klischee, dass nachhaltige Geldanlagen zwangsläufig mit geringeren Renditen einhergehen, ist tief in den Köpfen vieler Anleger verankert. Diese Annahme beruht auf der Vorstellung, dass nachhaltige Unternehmen höhere Kosten haben und deshalb weniger profitabel sind. Doch in den letzten Jahren haben zahlreiche Studien und praktische Beispiele gezeigt, dass dies nicht der Fall sein muss. Nachhaltigkeit und Rentabilität können Hand in Hand gehen. Erstens zeigt die wachsende Zahl von Untersuchungen, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien ernst nehmen, oft besser aufgestellt sind, um langfristige Herausforderungen zu bewältigen. Sie sind widerstandsfähiger gegenüber regulatorischen Veränderungen und Umweltrisiken und haben oft einen besseren Zugang zu Kapital, da immer mehr Investoren nachhaltige Kriterien in ihre Entscheidungen einbeziehen. Ein Beispiel ist die Studie der Universität Hamburg und der DWS, die mehr als 2.000 empirische Studien ausgewertet hat und zu dem Schluss kam, dass nachhaltige Investitionen nicht nur mit traditionellen Anlagen mithalten können, sondern oft sogar besser abschneiden.
Zweitens sind nachhaltige Anlagen oft mit einem besseren Risikomanagement verbunden. Unternehmen, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) berücksichtigen, sind tendenziell weniger anfällig für Skandale und Kontroversen, die den Aktienkurs belasten könnten. Ein prominentes Beispiel ist der Volkswagen-Abgasskandal, der deutlich machte, welche finanziellen Konsequenzen unethisches Verhalten haben kann. Investoren, die auf nachhaltige Kriterien achten, können solche Risiken besser einschätzen und vermeiden. Drittens wird das Thema Nachhaltigkeit zunehmend von Regierungen und internationalen Organisationen gefördert. Initiativen wie das Pariser Abkommen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) setzen weltweit Standards und Ziele, die nachhaltige Unternehmenspraktiken fördern. Unternehmen, die sich an diesen Zielen orientieren, profitieren nicht nur von einem positiven Image, sondern auch von staatlichen Förderungen und steuerlichen Anreizen.
Ein weiteres Argument gegen das Klischee ist die zunehmende Beliebtheit von nachhaltigen Fonds. Diese Fonds haben in den letzten Jahren einen beeindruckenden Zufluss an Kapital verzeichnet, was zeigt, dass immer mehr Anleger die Vorteile erkennen. Laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) stieg das in Deutschland nachhaltig verwaltete Vermögen von 219 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf über 335 Milliarden Euro im Jahr 2020. Dies zeigt, dass der Markt für nachhaltige Investitionen wächst und immer mehr Investoren überzeugt. Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Die Definition von Nachhaltigkeit kann variieren, und es ist nicht immer einfach, den tatsächlichen Einfluss von Unternehmen zu bewerten. Dennoch gibt es heute zahlreiche Instrumente und Rating-Agenturen, die Anlegern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Klischee der geringeren Renditen bei nachhaltigen Investitionen überholt ist. Unternehmen, die sich an nachhaltigen Kriterien orientieren, sind oft besser aufgestellt, um langfristigen Erfolg zu sichern. Anleger, die nachhaltig investieren, können nicht nur eine gute Rendite erzielen, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Es lohnt sich also, alte Vorurteile zu überdenken und die Chancen nachhaltiger Geldanlagen zu erkennen.