Durch die immer weiter wachsende Akzeptanz und Verbreitung von rein elektrisch betrieben Fahrzeugen wird eine zeitgemäße, ausreichend ausgebaute Ladeinfrastruktur für E-Autos immer essenzieller. Das Geschäft mit den Ladestationen und Wallboxen, ob im privaten, halb-öffentlichen oder öffentlichen Bereich, entwickelt sich immer mehr zu einem Milliardengeschäft mit zahlreichen interessanten und vielversprechenden Investitionsmöglichkeiten.
Das im Oktober 2022 von der EU und dem Europäischen Parlament beschlossene „Verbrenner-Verbot“ für neuproduzierte und -zugelassene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ab 2035 sowie die international zunehmenden Zulassungen für Elektroautos sind eindeutige Zeichen: Die Elektromobilität ist gekommen, um zu bleiben. Und sie wird in den kommenden Jahren immer weiter wachsen.
Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Studie Electric Vehicle Charging Shifts into High Gear des Unternehmensberaters Bain & Company zeigen, dass flexible und flächendeckende Ladeoptionen für rein elektrisch betriebene Vehikel immer wichtiger werden – dieser milliardenschwere Zukunftsmarkt bietet dabei für zahlreiche neue, aber auch alteingesessene Unternehmen und Start-Ups viel Potenzial für clevere Investments.
Die Umsätze und Gewinne in der E-Ladeinfrastruktur steigen rasant
Dr. Eric Zayer, Co-Autor der Studie, betont, dass die Märkte von morgen schon heute verteilt würden. Zahlreiche Unternehmen würden am Boom rund um den Ausbau der Ladeinfrastruktur teilnehmen wollen. Daher haben sich in den letzten Jahren immer mehr Automobilhersteller und Elektrizitätsunternehmen, aber auch etablierte Gas- und Ölkonzerne geeignete Partnerfirmen gesucht, um sich die vielversprechendsten Standorte im Voraus zu sichern und die benötigten digitalen Plattformen vorzubereiten.
Laut der neuen Analyse sollen die Umsätze mit Ladelösungen für Elektroautos bis 2030 allein in Europa von etwa 7 bis 8 Milliarden Euro (2021) auf 40 bis 55 Milliarden Euro steigen. Der mögliche Gewinn im Business mit der E-Ladeinfrastruktur soll dabei bis zum Ende des Jahrzehnts zwischen 3 und 5 Milliarden Euro liegen. Ein noch größeres Potenzial als in Europa liegt in den USA: Bis 2030 werden in den Vereinigten Staaten Umsätze von bis zu 70 und Gewinne zwischen 3,5 und 6 Milliarden Euro erwartet.
Ein essenzieller Anteil dieser Beträge dürfte dabei in den Aufbau neuer Stationen zum schnellen Aufladen der konstant wachsenden Zahl von E-Autos fließen. Wie genau die Ladeinfrastruktur allerdings im Jahre 2030 im Detail aussehen wird, lässt sich bisher nicht vollständig voraussagen. Dies sei, so Dr. Ingo Stein, ein weiterer Co-Autor der Studie, vor allem von der vorherrschenden Wohnsituation und der Regulierung seitens der Landesregierungen, aber auch den individuellen Präferenzen und Verhaltensweisen beim Fahren und Laden der Fahrerinnen und Fahrern abhängig.
Die Studie betont zudem die Bedeutung sogenannter Smart Energy Services. Diese intelligenten Energiedienstleistungen werden beim Aufladen der E-Autos zukünftig immer wichtiger und sollen bereits 2030 für ein knappes Drittel der internationalen Gewinne im Sektor der Ladeinfrastruktur für elektrisch betriebene Fahrzeuge verantwortlich sein. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens bei Elektroautos, allen voran Vehicle-to-Home (V2H; „Fahrzeug-zu-Haushalt“) und Vehicle-to-Grid (V2G; „Fahrzeug-zu-Stromnetz“).
Dabei ziehen E-Autos nicht nur Energie aus dem allgemeinen Stromnetz, sondern können diese auch speichern und wieder abgeben, etwa an das Netz des eigenen Hauses wie beim Prinzip Vehicle-to-Home. Das Zwischenspeichern von Energie in den Akkus der Fahrzeuge soll unter anderem auch dabei helfen, Störungen und Spannungsschwankungen zu den Hauptnutzungszeiten des allgemeinen Stromnetzes zu vermeiden.
Fünf zentrale Ladekonzepte, zahlreiche vielversprechende Investitionsmöglichkeiten
Die Studie von Bain & Company prognostiziert für 2030 und die Zukunft, dass fünf Aspekte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität eine zentrale Rolle spielen werden, welche jeweils individuelle und angepasste Businessmodelle ermöglichen. Diese essenziellen Konzepte sind, so die Ergebnisse der Studie, das Laden unterwegs, das Laden zuhause, das Laden am Zielort, Aufladen am Arbeitsplatz sowie die bereits erwähnten Smart Energy Services.
Jedes Prinzip setze dabei individuell angepasste Angebote voraus, wodurch sich zahlreiche vielversprechende Investitionsmöglichkeiten ergäben. Anbieter im Geschäftsfeld Laden am Arbeitsplatz sollten Arbeitgebern etwa einfache Betriebsmodelle mit schneller Installation, Wartung und vor allem günstigen Energiepreisen bereitstellen. Auch beim Laden daheim sei die einfache Installation einer Ladestation für das eigene Zuhause essenziell, ebenso wie attraktive Stromverträge mit passenden Smart-Home-Angeboten.
Auch beim Laden am Zielort, primär an halböffentlichen Plätzen wie etwa Restaurants, Einkaufsmärkten oder Ärztehäusern, sei es besonders wichtig, ein störungsfreies und vor allem schnelles Laden zu konkurrenzfähigen Preisen anzubieten.
Mehr Informationen zum Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in deutschsprachigen Gebieten, vor allem im erwähnten halböffentlichen Raum, erhalten Sie hier.