Einige leitende Angestellte tendieren dazu, ihre herausragenden Mitarbeitenden als selbstverständlich anzusehen. Doch auch in wirtschaftlich schwierigen Phasen können hochqualifizierte und erfahrene Arbeitnehmer jederzeit kündigen oder von anderen Unternehmen abgeworben werden, wenn sie attraktivere Arbeitsbedingungen angeboten bekommen. Aus diesem Grund ist es für das moderne Unternehmensmanagement von großer Bedeutung, von Anfang an ein inspirierendes, positiv herausforderndes und förderliches Arbeitsumfeld zu schaffen.
Besonders in schwierigen Zeiten, wie den letzten drei Jahren, die nicht nur in Deutschland von der Corona-Pandemie, der Energiekrise und einer weiterhin hohen Inflation geprägt waren, neigen verschiedene Arbeitgeber und Manager dazu, sich zu sehr auf den Status quo zu verlassen. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter, die einen halbwegs akzeptablen und angemessen bezahlten Job gefunden haben, eher bereit sind, sich mit weniger zufriedenzugeben und ihre Ansprüche herunterzuschrauben.
Trotzdem sind hochqualifizierte Arbeitnehmer und Fachkräfte weiterhin stark nachgefragt und entscheiden sich oft dafür, eine weniger ansprechende berufliche Herausforderung gegen eine vielversprechendere Anstellung einzutauschen. Das Management eines Unternehmens, sei es ein mittelständisches Unternehmen oder ein internationaler Großkonzern, muss verschiedene Faktoren berücksichtigen und entsprechend handeln, um die besten Mitarbeitenden nicht – im schlimmsten Fall – an direkte Konkurrenten zu verlieren.
Freiheit und Vertrauen statt Argwohn und Mikromanagement
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Management die richtige Balance zwischen den Unternehmenszielen und den individuellen Ideen der Mitarbeiter sucht. Indem ein Umfeld geschaffen wird, in dem qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter nicht nur herausgefordert, sondern auch gefördert und respektiert werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, talentierte Arbeitnehmer langfristig an das Unternehmen zu binden.
Experten betonen, dass die Unternehmenskultur auf allen Ebenen darauf ausgerichtet sein sollte, die eigenen kreativen Lösungsansätze der Mitarbeiter nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv danach zu fragen und ihnen den notwendigen Freiraum zu geben. Insbesondere die individuelle Kreativität der Mitarbeiter sollte verstärkt gefördert werden.
Es ist wichtig, dass den Mitarbeitern die gewünschten Freiräume gewährt werden, ohne dass sie regelmäßig in Frage gestellt oder durch übermäßige Regularien und Mikromanagement abgeschreckt werden. In einigen Unternehmen, insbesondere Großkonzernen, werden selbst kleinste Investitionen geprüft und kontrolliert, und die Arbeitszeit der talentierten Mitarbeiter wird streng überwacht. Dies kann dazu führen, dass Mitarbeiter sich nicht geschätzt fühlen oder sogar ihre Arbeitszeit nach Feierabend für reguläre Pausen nachholen müssen.
Zu strenge Kontrollen und ein Übermaß an Bürokratie und Mikromanagement können dazu führen, dass auch erfahrene Mitarbeiter das Gefühl haben, dass man ihnen nicht vertraut. Diese kontraproduktiven Verhaltensweisen sind oft nicht auf das Streben nach unternehmerischem Gewinn zurückzuführen, sondern auf individuelle Verhaltensmuster einiger Manager. Ein solches Verhalten, wie das Festhalten an Macht oder das Streben nach Selbstinszenierung, ist in jeglicher zeitgemäßen Form des Managements inakzeptabel.
Selbst jemand, der ernsthaft daran interessiert ist, sich beruflich weiterzubilden, um später anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen oder in anderen Abteilungen zu unterstützen, sollte, wenn möglich, in seinem Vorhaben bestätigt und gefördert werden. Schließlich gehen das Fordern und Fördern eines Mitarbeiters Hand in Hand, wenn das Management beabsichtigt, diesen langfristig im Unternehmen zu halten und an sich zu binden.
Régis Werlé: Erfahrener Gründer, Geschäftsführer und Experte für modernes Management
Um genau das zu fördern und dem eigenständigen Ausscheiden oder Abwerben hochqualifizierter Mitarbeiter vorzubeugen, können externe Berater und Managementexperten konsultiert werden. Einer von ihnen ist Régis Werlé, der Geschäftsführer der Alchimie GmbH, Gründer des Düsseldorfer Management Forums sowie Experte für Video-Streaming.
Der gebürtige Franzose und erfahrene Manager bietet nicht nur Coachings für andere Manager, Führungskräfte und Mitarbeiter direkt in ihren Unternehmen an, sondern hat in Interviews wiederholt die entscheidende Bedeutung des individuellen Managements betont.
Individuelles Management zielt im Wesentlichen darauf ab, die Autonomie der Teammitglieder individuell zu entwickeln und zu fördern, so Werlé in einem Interview. Der regelmäßige Austausch zwischen Managern und Teammitgliedern sei im individuellen Management von entscheidender Bedeutung. Das Management solle nicht nur die individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften jedes einzelnen Mitarbeiters jederzeit evaluieren, sondern auch nutzen. Auf diese Weise könne nicht nur die Zufriedenheit und Leistung nachhaltig gesteigert werden, sondern auch das Vertrauen zwischen Team und Management aufgebaut und gefestigt werden.
Wer den individuellen Talenten und der Erfahrung seines Teams vertraut und diesem ausreichend kreativen Freiraum sowie Weiterbildungsmöglichkeiten bietet, dem wird im Gegenzug auch mehr Vertrauen entgegengebracht: Eine Win-Win-Situation für das Management, die Mitarbeitenden und das gesamte Unternehmen.