Die nachhaltige Bewirtschaftung von Immobilien gewinnt zunehmend an Bedeutung, nicht nur, weil sie gesetzlich gefördert und regulatorisch gefordert wird, sondern weil sie langfristig ökonomisch klug und gesellschaftlich verantwortungsvoll ist. Der Kriterienkatalog der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für Gebäude im Betrieb legt hierzu einen klar strukturierten Rahmen fest. Die Bewertung orientiert sich an neun Zielkriterien, die eine umfassende und ganzheitliche Sicht auf die Nachhaltigkeit im Gebäudebetrieb ermöglichen. Dabei wird die ökologische Qualität mit 40 Prozent am stärksten gewichtet, da sie die Basis für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen bildet. Diese ökologische Dimension umfasst etwa den sparsamen Einsatz von Energie und Wasser, die Reduzierung von CO₂-Emissionen, ein intelligentes Abfallmanagement sowie Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Auch die Nutzung regenerativer Energiequellen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ziel ist es, die Umweltauswirkungen eines Gebäudes im laufenden Betrieb möglichst gering zu halten, ohne die Funktionalität oder Nutzbarkeit einzuschränken.
Ein weiteres bedeutendes Gewicht mit 30 Prozent erhält die ökonomische Qualität. Dieser Bereich bezieht sich auf die langfristige Wirtschaftlichkeit des Gebäudebetriebs. Nachhaltigkeit bedeutet hier nicht allein, kurzfristige Kosten zu senken, sondern über den gesamten Lebenszyklus hinweg wirtschaftlich zu denken. Dazu zählen die Reduktion von Betriebskosten durch effiziente Systeme, vorausschauende Instandhaltungsstrategien sowie die Sicherung des Immobilienwertes über die Jahre. Immobilien, die nachhaltig betrieben werden, behalten nicht nur länger ihren Wert, sondern entwickeln oft sogar eine höhere Attraktivität auf dem Markt, da Investoren und Nutzer zunehmend auf ESG-Kriterien achten. Diese ökonomische Stabilität steht im direkten Zusammenhang mit der ökologischen Effizienz, denn Ressourcen, die eingespart werden, schonen nicht nur die Umwelt, sondern senken zugleich die laufenden Ausgaben.
Die verbleibenden 30 Prozent entfallen auf die soziokulturelle Qualität. Dieser Aspekt wird oft unterschätzt, ist jedoch entscheidend für den tatsächlichen Erfolg einer Immobilie im Betrieb. Hier geht es um die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Nutzer, um Gesundheit, Sicherheit und Aufenthaltsqualität. Ein Gebäude soll nicht nur funktionieren, sondern Lebens- und Arbeitsräume schaffen, die den Menschen dienen. Dazu gehören eine gute Raumluftqualität, angemessene Beleuchtung, akustischer Komfort, Barrierefreiheit sowie ein Umfeld, das soziale Interaktion und Identifikation mit dem Ort ermöglicht. Denn ein Gebäude, das von seinen Nutzern akzeptiert, wertgeschätzt und gerne genutzt wird, wird auch langfristig besser gepflegt, effizienter betrieben und nachhaltiger bewirtschaftet.
Jede dieser neun Zielvorgaben knüpft direkt oder indirekt an eines oder mehrere der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) aus dem Jahr 2016 an. Diese Verbindung ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines umfassenden Verständnisses von Nachhaltigkeit, das weit über nationale Normen hinausgeht. So werden Klimaschutz, Ressourcenschonung, soziale Teilhabe und wirtschaftliche Stabilität in einem System zusammengeführt, das praktisch anwendbar ist und messbare Ergebnisse liefert. Der DGNB-Kriterienkatalog schafft damit einen verbindlichen Rahmen, der sowohl Planern, Betreibern als auch Eigentümern hilft, Gebäude zukunftsfähig zu gestalten. Nachhaltigkeit wird dadurch nicht zur vagen Vision, sondern zu einem konkret überprüfbaren und steuerbaren Bestandteil des Immobilienbetriebs, der ökologische Verantwortung, ökonomischen Weitblick und gesellschaftliche Verpflichtung miteinander vereint.







