Die Investitionsbereitschaft der Selbständigen in Deutschland zeigt aktuell einen positiven Trend. Nachdem im November 2024 nur 13,6 Prozent der Selbständigen planten, ihre Investitionen zu steigern, liegt dieser Wert nun bei 19,9 Prozent. Dieser Anstieg lässt sich als kleines, aber bedeutendes Signal der Zuversicht werten. Die wirtschaftliche Lage, die in den letzten Jahren durch Unsicherheiten wie die Energiekrise, hohe Inflation und geopolitische Spannungen geprägt war, hat viele Selbständige zurückhaltend agieren lassen. Der nun zu beobachtende Anstieg der Investitionsneigung deutet darauf hin, dass sich zumindest bei einem Teil der Unternehmerinnen und Unternehmer ein vorsichtiger Optimismus breitmacht.
Gleichwohl ist dieser Trend mit Vorsicht zu interpretieren. Ein Anstieg um rund sechs Prozentpunkte innerhalb weniger Monate zeigt zwar Bewegung, stellt aber noch kein stabiles Fundament für eine langfristige wirtschaftliche Erholung dar. Die Investitionsbereitschaft ist nach wie vor auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Viele Selbständige agieren in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld, das langfristige Planungen erschwert. Die Unsicherheit bezüglich der Steuerpolitik, die volatilen Energiepreise und die komplexe Bürokratie gelten nach wie vor als Investitionshemmnisse. Auch der Fachkräftemangel belastet viele kleine Unternehmen und Solo-Selbständige zusätzlich.
Damit aus einem ersten Hoffnungsschimmer ein nachhaltiger Aufwärtstrend wird, bedarf es stabiler politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Die Selbständigen benötigen verlässliche Signale aus der Politik, dass ihre Rolle in der Wirtschaft anerkannt und gestärkt wird. Maßnahmen zur Bürokratieentlastung, transparente und planbare Steuerregelungen sowie eine gezielte Förderung von Digitalisierung und Innovation können entscheidende Impulse geben. Ebenso wäre eine Reform der Sozialversicherungssysteme im Sinne einer besseren Absicherung von Selbständigen ein wichtiger Schritt, um mehr unternehmerisches Handeln zu ermöglichen.
Darüber hinaus darf auch die gesellschaftliche Wertschätzung für Selbständige nicht außer Acht gelassen werden. Gerade in Krisenzeiten tragen sie oftmals ein hohes Risiko und sorgen dennoch für wirtschaftliche Stabilität und Beschäftigung. Wenn Investitionen ausbleiben, sind es häufig nicht mangelnde Ideen oder Innovationskraft, sondern die fehlende Sicherheit und Unterstützung, die unternehmerisches Engagement hemmen. Der nun zu beobachtende Anstieg in der Investitionsbereitschaft kann deshalb als Appell verstanden werden: Die Selbständigen wollen investieren, wenn man sie lässt. Die Politik ist gefordert, diese Bereitschaft nicht zu enttäuschen, sondern gezielt zu fördern. Nur so kann aus dem aktuellen Lichtblick ein dauerhafter Aufschwung werden, von dem die gesamte Wirtschaft profitiert.